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„Voll durchgedreht!“ – Hackfleisch selber machen
Hack
13. Oktober 2023

„Voll durchgedreht!“ – Hackfleisch selber machen

Hackfleisch ist die beste Erfindung der Menschheit nach dem Rad, sagen zumindest eingefleischte Fans. Auf jeden Fall ist es vielseitig, flexibel und in allen Küchen der Welt zu Hause. Vom Hackbraten über Buletten, Köfte, Chili con Carne, Königsberger Klopse bis zum 70er-Jahre Mettigel. Gehacktes gibt es in jeglichen Formen und Variationen. Aber wie und vor allem woraus wird es eigentlich hergestellt, wie mache ich Hackfleisch selber und verdirbt das nicht sofort? Diese und noch mehr Antworten findest du in meiner kleinen Hackademie!


Hackfleisch-Wiki

Wissenswertes zu Fertig-Hackfleisch

Hackfleisch selber machen - so geht's!

Was ist Hackfleisch?

Gehacktes, Gewolftes, Faschiertes, Gewiegtes, Hackepeter, Mett, Haschee, Schabefleisch. Hackfleisch hat viele Gesichter, im wahrsten Sinne des Wortes, doch meinen sie alle die selbe Herstellungsweise. Die Definition besagt, dass Hackfleisch aus grob oder fein gehacktem Muskelfleisch besteht, das maximal 1% Salzgehalt aufweisen darf.

Der Name „Hackfleisch“ stammt aus der Zeit, als es noch keine Maschinen gab und das frische Fleisch per Hand mit einem Wiegemesser „gehackt“ wurde. Auch als „Königsspeise“ bekannt, war es im späten Mittelalter nur dem Hofe vorbehalten, das zerkleinerte Fleisch zu genießen. Dazu hackte der bemitleidenswerte Hofkoch täglich kiloweise frisches Fleisch per Hand. Heutzutage übernehmen Maschinen diese leidliche Arbeit, obwohl es in manchen Kulturkreisen immer noch üblich ist, Fleisch mit dem Messer zu zerkleinern. Besonders in der türkischen bzw. orientalischen Küche wird das Wiegemesser nach wie vor bevorzugt. Auch ein echtes Tartar sollte nicht gewolft, sondern mit dem Messer hergestellt werden.

Welche Hackfleischsorten gibt es?

05_Hackfleisch_Guide_Reshoot_Step_5

Die drei in Deutschland gängigsten Arten von Hackfleisch sind: Schwein, Rind und gemischtes Hack. Aber auch andere gewolfte Fleischvariationen liegen mittlerweile voll im Trend. Selber machen lautet die Devise. Weg von Fertigprodukten und hinein in die heimische Küche sich den Wolf drehen.

Generell lässt sich sagen, dass jedes gehackte Fleisch mit einem anderen Hackfleisch austauschbar ist. Hier geht es lediglich um Geschmack und den Fettanteil. Möchtest du z.B. magere Buletten mit Rindergeschmack, nimm pures Rinderhack. Möchtest du es etwas saftiger und geschmacklich ausgeglichener, nimm gemischtes Hackfleisch. Hier kannst du dir deinen Lieblingsgeschmack und die Textur selbst zusammenstellen.

Als kleine Hilfe nimm die Prozentangaben des maximalen Fettgehalts als Richtwert. Bis 9% Fett ist dein Fleisch relativ mager. Der maximale Fettgehalt beträgt 35% (z.B. bei Schweinehack).

Schweinehackfleisch

Hier werden meistens Teile aus Schulter oder Brust verwendet. Der maximale Fettgehalt darf 35% betragen.


Als Mett oder Hackepeter bezeichnet man grob gewolftes Schweinehack, das mit Salz und Pfeffer gewürzt wurde. Traditionell wird es auf einem Brötchen oder Röggelchen mit Butter, rohen Zwiebeln, Salz und Pfeffer gegessen. Auch die „Mettwurst“ besteht aus dieser Variante und wird entweder roh, gekocht oder geräuchert hergestellt.


Übliche Verwendung: Als Mett, Buletten in jeglicher Form, selbstgemachte Würste oder zum Mischen mit anderem Hack.

Rinderhackfleisch

Wird aus preisgünstigen grob entsehnten Teilen hergestellt, wie Schulter oder Brust. Der maximale Fettgehalt darf 20% betragen.


Tatar oder Beafsteakhack ist die edelste Variante des Hackfleischs. Es besteht aus hochwertigem und magerem Muskelfleisch, wie Roastbeef oder Filet und hat deshalb einen sehr geringen Fettanteil von ca. 6%.


Übliche Verwendung: Als Burger-Patties, Buletten, originale Bolognese, Chili con Carne.

Gemischtes Hackfleisch

Bezeichnet die Mischung von Rinder- und Schweinehack, das zu gleichen Anteilen (50/50) gemischt wird. Der maximale Fettgehalt beträgt 30%.


Übliche Verwendung: Als Hackbraten, Buletten, Auflauf, Maultaschen, Kohlrouladen, Königsberger Klopse.

Kalbshackfleisch

Kalbfleisch hat einen charakteristischen, feinen Geschmack. Das Fleisch kommt von Jungrindern, die nicht älter als 8 Monate sein dürfen. Hier werden meistens auch Brust- oder Schulterstücke verwendet. Der maximale Fettgehalt beträgt 10%.


Übliche Verwendung: Steak-Tatar, Buletten, Terrinen.

Lammhackfleisch

Lammhack ist in der deutschen Küche noch nicht ganz angekommen. Allerdings sind die Buletten, die meist der Keule oder dem Lendenstück entnommen sind, unglaublich lecker und saftig.


Besonders die orientalische und serbokroatische Küche verwendet Lammhack in jeglichen Variationen. Bekannte Vertreter sind z.B. Köfte und Ćevapčići. Der maximale Fettgehalt liegt bei ca. 20%.


Übliche Verwendung: Als würzige Buletten, Burger-Patty, Spießfleisch, zum Mischen mit anderem Hackfleisch.

Geflügelhackfleisch

Geflügelfleisch ist mit seinem Fettanteil von 9% besonders fettarm und in der asiatischen Küche gang und gäbe. Hierzulande kommt das gewolfte Hähnchen langsam auch in Trend. Bis August 2007 war der Verkauf und Vertrieb von Geflügelhack allerdings auch nicht gestattet (HFIV – Verordnung über Hackfleisch, Schabefleisch und anderes zerkleinertes rohes Fleisch). Seit der Aufhebung des Gesetzes im Jahr 2007 unterliegt Geflügelhack der allgemeinen Lebensmittel-Hygiene-Verordnung und darf in Deutschland hergestellt und verkauft werden.


Übliche Verwendung: Als Buletten, Burger-Patty, Füllung für Gemüse.

Warum Hackfleisch selbst machen?

Die Vorteile liegen auf der Hand:

1. Du weißt ganz genau, welches Fleisch und welche Teile benutzt wurden: Brust, Schulter, Keule, Roastbeef mit hohem Fettanteil oder noch zusätzliches Fett - du hast due Wahl!

2. Du kannst Teilstück und Fettgehalt passend zum Gericht auswählen: Möchtest du eine klassische Bolognese zubereiten, nimmst du ein schönes Stück aus Brust, Schulter oder Keule. Für einen saftigen Burger ein Stück aus dem Roastbeef mit hohem Fettanteil oder gibst ggf. noch zusätzliches Fett dazu.

3. Die Frische und der Geschmack von selbst gewolftem Fleisch sind nicht zu toppen: Frischer als selbstgemacht geht nicht. Durch den Wolf gedreht und sofort verarbeitet oder direkt im Kühlschrank geparkt für eine längere Haltbarkeits- und Verarbeitungsdauer.

4. Selbermachen macht Spaß: Vielleicht hast du Gehacktes bisher nur abgepackt im Supermarkt stehen sehen und dir nie Gedanken darüber gemacht, wie es eigentlich in die Plastikbox kommt?! Ok, zugegeben, der letzte Punkt ist Ansichtssache. Es gibt ästhetischere optische Eindrücke, als gepresstes Fleisch, das in langen Wurstfäden aus dem Fleischwolf kommt. Aber es geht nichts über das Gefühl seine Lebensmittel selbst herzustellen und am Ende ein eigenes Produkt in den Händen zu halten! Außerdem hast du die Möglichkeit zu experimentieren, mit dem Fettgehalt zu spielen, Fleischsorten zu mischen, Gewürze oder frische Kräuter mit in den Fleischwolf zu geben und und und. Deinem Einfallsreichtum sind keine Grenzen gesetzt!

MEIN TIPP

Ein kleiner Life-Hack am Rande: Wenn sich dein Inneres dagegen sträubt, frisches Hack durchzudrehen oder rohes Fleisch anzufassen: Geh einfach zum Metzger, such dir Fleischstücke in der Theke aus und bitte ihn, diese schnell durch den Wolf zu drehen. Das macht jeder Metzger gerne für dich!

Wissenswertes über und Nachteile von Fertig-Hackfleisch

Seit jeher ranken sich Mythen um das zerkleinerte Fleisch. „Wenn das ne Stunde steht, is das verdorben“, „Ihh… iss das nicht, da ist Hirn drinne!“, „Da weißt du nie was da für Abfälle reinkommen!“ und so weiter und so fort. Erst einmal zu Beruhigung:

Inhalt & Hygiene

  • In der EU dürfen nur Betriebe mit spezieller Zulassung überhaupt Hackfleisch herstellen.
  • Auch, welche Teile verwendet werden dürfen, ist strengstens festgelegt: Kopf und Innereien sind übrigens verboten, womit sich der Mythos „Da ist Hirn drinne“ schon einmal aufgeklärt hat. Vielleicht kommt die Assoziation von der gewolften und gewellten Struktur, die an das Denk-Organ erinnert. Oder aus Reiseberichten anderer Länder, die keine spezifischen Richtlinien besitzen (denn außerhalb der EU sind die Auflagen je nach Land meist nicht so streng)
  • In Deutschland darf frisches Hackfleisch an Fleischtheken nur am selben Tag angeboten und verkauft werden.
  • Hackfleisch muss unter hygienischen Bedingungen hergestellt und auch verkauft werden, darum darf es z.B. auf Wochenmärkten roh nicht verkauft werden.
  • Haltbarkeit: Industriell hergestelltes Hackfleisch wird unter einer Schutzatmosphäre eingeschweißt. Diese besteht aus einem Gemisch von Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid, das das Wachstum von Bakterien verlangsamt. Dadurch wird eingepacktes Hackfleisch ein paar Tage länger haltbar gemacht. Eingefrorenes Hackfleisch hält sich Monate, muss aber mit einem Hinweis versehen sein, dass es aufgetaut am selben Tag verbraucht werden muss.

Qualität & Geschmack

Allerdings sagt das alles nichts über die eigentliche Qualität des Fleisches aus. Man muss nicht Sherlock Holmes sein, um sich denken zu können, dass eine 500-g-Packung Hackfleisch, die regulär 1,98 € kostet nicht die beste Fleischqualität beinhaltet. Selbst wenn Stiftung Waren- und Ökotest bestätigen, dass Billighack „unbedenklich“ ist. Unbedenklich vielleicht für unsere Gesundheit, wohl eher weniger für die Lebensqualität der Tiere. Bei diesen Dumping-Preisen kannst du dir vorstellen, dass keine Premium-Rinder und Schweine verarbeitet werden. Im Gegenteil, es sind eher ausgediente Tiere oder Fleisch aus Massentierhaltung.

Gutes Fleisch reift nach, das bedeutet, dass es entweder in Vakuum-Beuteln nachreift, oder in der traditionellen „Dry Age“-Methode über Wochen abgehangen wird. Bei industriellem Hackfleisch entfällt dieser Teil und die Fleischstücke kommen nach kürzest möglicher Reifezeit in den Fleischwolf. Um die großen Fleischmengen bewältigen zu können, laufen die Maschinen Tag und Nacht. Dadurch entsteht Hitze, die wiederum das Eiweiß im Fleisch stocken lässt. Darum wird Crushed Ice als „Kühlmittel“ bei der Produktion hinzugegeben. Das Resultat ist ein im geschmackreduziertes wässriges Fleisch. Darüber hinaus findet Stiftung Warentest häufig, wenn auch nur in geringen Mengen („unbedenklich“), schädliche Bakterien und Antibiotika resistente Keime in einigen Fertigpackungen.

Fakt ist, gutes Fleisch kostet gutes Geld. Allerdings bekommst du für dein Geld auch gute Qualität und Transparenz, woher und von welchen Tieren/Höfen/Produzenten dein Fleisch kommt. Kleiner Tipp: Immer deinen Metzger fragen!

Geschmacklich kann man beide Produkte nicht miteinander vergleichen. Zwischen abgepacktem und frisch gehacktem Fleisch liegen nicht nur Welten, sondern Universen.

Wie steht's um die Haltbarkeit von Hackfleisch?

Ja, Hackfleisch ist verderblicher als nicht gehacktes Fleisch. Es besitzt einen großen Vorteil, der gleichzeitig sein großer Nachteil ist:

Das Drücken durch die Metallscheibe zerstört die Zellmembranen. So erhält das Fleisch eine neue Struktur und lässt sich flexibel formen. Allerdings vergrößert sich bei diesem Vorgang auch die Fleischoberfläche millionenfach. Vereinfacht gesagt, hat ein Steak 4 Seiten, die mit Sauerstoff reagieren. Drückt man das Fleisch jetzt durch kleine Löcher, besitzt jeder Hack-Strang eine Oberfläche, an der sich auch Bakterien ansetzen können. Dadurch ist Gehacktes natürlich anfälliger als anderes Fleisch. Typische Krankheitserreger sind Escherichia coli (E.-Coli/Kolibakterium), Salmonellen, wie Salmonella Enteritidis/Salmonella Typhimurium und Listerien, die Übelkeit und Lebensmittelvergiftungen auslösen können. Doch du kannst durchatmen, es ist bei weitem nicht so schlimm, wie es klingt ...

Tipp zum selbst Wolfen: Desinfiziere den Fleischwolf in kochendem Wasser oder lege einen Fleischwolf aus Metall für 12 Stunden ins Gefrierfach. Frisch gewolftes Fleisch hält im Kühlschrank bei 7-8 °C ohne Probleme 12 Stunden. Gefroren ist es sogar Monate haltbar (aber immer so frisch wie mögliche einfrieren!). Oder iss dein Hack einfach am gleichen Tag auf oder verarbeite es, dann kann wirklich nichts passieren. Gebratenes Hackfleisch hält sich übrigens mehrere Tage im Kühlschrank.

Hackfleisch selber machen: So geht's

Nach der ganzen langwierigen Theorie geht es jetzt endlich an die Praxis. Du brauchst:

  • einen Fleischwolf
  • ca. 300 g frisches Fleisch vom Metzger (ich habe Entrecôte und Schweinenacken benutzt)
  • eine Schüssel

Zubereitungsschritte

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Schritt 1

Wickle das Fleisch in Frischhaltefolie und gib es eine knappe Stunde bevor du loslegst ins Gefrierfach. Dadurch lässt es sich besser schneiden und anschließend durch den Fleischwolf drücken. Warmes Fleisch zerquetscht leicht.

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Schritt 2

Schneide das Fleisch in ca. 6 cm große Würfel.

Lege eine Metallscheibe deiner Wahl in den Fleischwolf ein (ich habe die mittelgrobe Scheibe benutzt) und stelle die Schüssel unter den Fleischwolf. Lege die Fleischstücke in mehreren Durchgängen in die Öffnung und schiebe langsam mit dem Stößel das Fleisch nach unten. Achte darauf, dass du Fleischreste, die sich an den Seiten absetzen, mit dem Stößel löst und mit hineinschiebst. Andernfalls kann es zum Stau kommen.

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Schritt 3

Das Fleisch wird nun an die Metallscheibe gedrückt und kann nur noch durch die Löcher entweichen. So kommen die charakteristischen Fleischfäden aus dem Wolf.

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Schritt 4

Jetzt hast du erfolgreich dein eigenes Hackfleisch hergestellt. Verarbeite es direkt weiter oder rolle es in Klarsichtfolie ein und gib es in den Kühlschrank.

Der Vorgang bleibt immer derselbe. Egal ob mit Rind, Schwein, Geflügel oder Wild. Möchtest du mehrere Fleischsorten durchdrehen, gib im Anschluss einfach das nächste Fleisch in den Wolf. Es wird noch ein kleiner Rest des vorigen Fleisches mit herauskommen, den kannst du aber einfach herauspicken oder mit untermischen.

Ja, genau! Es ist so einfach wie du denkst! Nimm beide Schüsseln mit Rinder- und Schweinehack und mische sie zu gleichen Teilen ordentlich durch.

Du kannst die Unterschiede nicht nur schmecken, sondern nach dem Wolfen gut an der Farbe erkennen. Das dunkle Rinderhack links im Bild ist im direkten Vergleich mit dem Schweinehack rechts gut erkennbar. Die Mischung aus beiden Schüsseln in der Mitte ergibt einen mittleren Farbton.

Frederik Wußler
Frederik Wußler
Captain BBQ

Freddi alias „Earl of booze ‘n bacon” versucht den wilden BURNHARD-Content-Haufen irgendwie im Zaum zu halten. Er befüllt die Grill-Memoiren mit ausgefallenen Rezepten und essentiellen Guides. Nach Feierabend schmaucht der Smoker in der Abendsonne auf Freddis Balkon – dazu ein gut geschüttelter Whisky Sour und seine Fender-Strat im Anschlag! Mehr braucht´s nicht – The Stairway to Heaven, Baby!